Im Zusammenhang mit der Frage nach der Präexistenz Jesu schrieb mir ein Bruder zu Joh 16,28 folgende Zeilen, die im Artikel zur Präexistenz als Link eingebunden sind:

Lieber Bruder,

mit diesem persönlichen Zeugnis möchte ich - nach langem Hin und Her - die Frage der Präexistenz unseres Herrn Jesus zu einem für mich guten Ende bringen.

Ich meine, das für mich entscheidende "Gottesteilchen" in Joh. 16,28 gefunden zu haben. Es ist das griechische Wort "πάλιν" (palin).

Joh 16,26-28: An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich lieb gehabt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen; wieder(um) verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.

"πάλιν" (palin) bedeutet im Kern "wieder" oder "zurück" und wird im Johannes-Evangelium in über 40 Stellen hauptsächlich in diesem Sinn gebraucht. "πάλιν" weist oft bei Verben der Bewegung und Veranlassung auf die Bedeutung "zurück" hin. Eine Übersetzung mit wieder ist meist angebracht, wenn ein Rückverweis auf einen früheren Zustand u.ä. ausgesagt wird, "wiederum/abermals" bei sich wiederholenden Zuständen oder Handlungen.
Weitere Möglichkeiten der Übersetzung ergeben sich durch Anreihung und Gegensatz.

wieder(um) verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.

"πάλιν" hier allein nur auf das Verlassen der Welt zu beziehen, ist nicht schlüssig, da der Herr diese noch nie zuvor verlassen hat. πάλιν bezieht sich also auch, oder i.B. auf das Zurückkehren zum Vater: " ... und gehe wieder zum Vater zurück"  wäre eine konsequente Übersetzung und würde dem Geist des Wortes πάλιν entsprechen, weil hier eine reale Rückwärtsbewegung ausgedrückt werden soll, besonders im Blick auf den Gesamtkontext der Bibel und die weiteren Textworte, die zeigen, dass Jesus eben nicht in Bildsprache (Idee, Plan) redete, was auch seine Jünger verstanden und nun im Moment glauben konnten, dass der Herr buchstäblich (und nicht allegorisch) aus dem Himmel auf die Erde kam: 

Joh 16,29-31: Da sagen seine Jünger zu ihm: Siehe, jetzt redest du offen und gebrauchst kein Gleichnis! Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und es nicht nötig hast, dass dich jemand fragt; darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist! Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr?

Die Jünger glaubten also, dass Jesus vom Vater in buchstäblich realer Weise ausgegangen ist. Daher macht es Sinn, wenn Johannes in seinen Briefen vor Antichristen warnt, die Jesus als nicht im Fleisch gekommen ansahen. Wozu aber die Aufregung, wenn es damals als selbstverständlich galt, dass Jesus nur ein Mensch ohne himmlische Präexistenz war? Christen und Gnostiker waren sich ganz offensichtlich in einem Punkt einig: Der Herr Jesus hatte eine vormenschliche Existenz, nur glaubten die Gnostiker nicht, dass so etwas Heiliges wie der Sohn Gottes Materie annehmen konnte, weil sie angeblich böse war. Es mußte sich ihrer Meinung nach um ein Phantom gehandelt haben. Dem widersprach Johannes auf das Entschiedenste, nicht aber, bzw. überhaupt gar nicht widersprach er der Vorstellung der Gnostiker, dass der Sohn Gottes himmlische Präexistenz hatte.

Das sollte allen Wahrheitssuchern zu denken geben.