Joh 14,9 Wer mich sieht, sieht den Vater

Wer mich sieht, sieht den Vater. Joh 14,9

Bedeutet das, dass Jesus der Vater ist? Vereinzelt kann man solch eine Behauptung hören. Doch weil er dann nicht mehr Gottes Sohn ist, erntet man schnell ein Achselzucken, wenn man nachfragt. Oder aber man hört einen Verweis auf das viel bemühte Geheimnis, von welchem aber in der Bibel in diesem Zusammenhang nirgendwo die Rede ist.

In Kol 1,15 steht: "Er (Jesus) ist das Bild des unsichtbaren Gottes."

und in Heb 1,3 sinngemäß: "Jesus ist die Ausstrahlung der Herrlichkeit und der Abdruck des Wesens Gottes."

Wie kann nun etwas Unsichtbares abgebildet werden, etwa Schall, Wind, Gedanken, Elektrizität? Wir benutzen Symbole, die die Eigenschaften der dazustellenden Dinge charakterisieren (etwa einen Lautsprecher mit Bögen davor, eine Wolke mit Pustegesicht, ein Kopf mit Fragezeichen oder einer Lampe darüber, einen angedeuteten Blitz oder ähnliches).

Wie aber kann der unsichtbare Gott selbst dargestellt werden? Ein Bild von ihm zu machen, hat er verboten, außerdem kann etwas Unsichtbares nicht wirklich abgebildet werden, da es eben unsichtbar ist. Was ist die Lösung?

Jesus stellt den Charakter, das Wesen, die Art Gottes in vollkommener Weise dar, er ist der perfekte Repräsentant Gottes. (Dazu hatte Gott den ersten Menschen auch schon erschaffen – ihm zum Bild. Aber die Sünde hat die Ebenbildlichkeit zerstört.)
Durch Jesus können wir den lebendigen Gott erkennen. Jesus ist aber nicht selbst dieser lebendige Gott, sondern sein Sohn, sein Gesandter und Bevollmächtigter (sein Christus).

So sagte Jesus in Joh 12,45:

Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. 

Es lohnt sich, den gesamten Abschnitt (Verse 37-50) einmal mit dieser Perspektive zu lesen.


Die nachfolgenden Verse beleuchten dieses Thema ebenfalls:

Mt 10,40 Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Mk 9,37 Wer eins von solchen Kindern aufnehmen wird in meinem Namen, nimmt mich auf; und wer mich aufnehmen wird, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat

Lk 10,16 Wer euch hört, hört mich; und wer euch verwirft, verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft den, der mich gesandt hat.

Joh 13,20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer aufnimmt, wen ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Apg 9,4-5 und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.

In all diesen Situationen findet keine Vermischung oder Vertauschung der Personen statt, vielmehr geht es um Identifikation, um Gesandtschaft und Stellvertreterschaft. Der Herr Jesus ist nicht der Vater, sondern er ist vom Vater gesandt und handelt im Namen seines Vaters.