Ist Jesus Christus Gott?

Im "Mitternachtsruf" Nr. 01/2013 erschien ein Artikel von Samuel Rindlisbacher (S.R.) mit dem Titel "Jesus Christus ist Gott" (S. 10)

Nun ist der Titel in sich schon widersprüchlich, denn einerseits suggeriert er, dass Jesus Christus niemanden habe, der über ihm steht, obwohl selbst noch in Off 21,7 vom Gott des Herrn Jesus die Rede ist. Und andererseits ignoriert er die Bedeutung des Wortes "Christus", nämlich "Gesalbter". Jesus wurde von seinem Gott gesalbt und zwar mit Heiligem Geist. (Apg 10,38 und Heb 1,9) Somit ist Jesus niemals Gott im absoluten Sinn.

Gleich zu Beginn des Artikels behauptet S.R. dass Johannes in seinem Evangelium beweisen wolle: "Jesus ist Gott". Diese falsche Behauptung erscheint im weiteren Verlauf des Artikels noch mehrere Male, bezeichnenderweise ohne entsprechende Belegstellen, dass dies die Absicht von Johannes war.

Nun hat aber Johannes selbst sehr präzise geschrieben, wozu er seinen Bericht verfasst hat, nämlich "damit ihr glaubt, dass Jesus der Bevollmächtigte Gottes (d.h. der Gesalbte, der Christus) ist, und dass Jesus der Sohn Gottes ist."

In dem Glauben liegt nach seiner Aussage das Leben. (Joh 20,31)

Aber S.R. weiß es scheinbar besser: "Jesus ist Gott in Menschengestalt" und der Abschluss der Beweisführung des Johannes liegt für S.R. in Kap 20 Vers 28, wo Thomas sagte: "Mein Herr und mein Gott". - Fehlen in seiner Bibel die beiden letzten Verse dieses Kapitels, in welchen Johannes die Absicht seines Evangeliums selbst formuliert hat? Johannes schreibt:

Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
(Joh 20,30-31)

Derselbe Johannes schreibt in seinem 1. Brief:

Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt. (1.Joh 4,14)

Für S.R. ist Jesus aber offensichtlich nicht der Sohn Gottes, sondern der alleinige Gott, denn er behauptet, dass Jesus "Jahwe selbst" sei. Als Beleg führt er die "Ich bin"- Worte an, übersieht dabei aber (oder verschweigt bewusst?), dass Jesus sich als den Weg und seinen Vater als das Ziel bezeichnet, ebenso dass Jesus sich als den Weinstock und seinen Vater als den Weingärtner bezeichnet.
Oder aber S.R. müsste die Frage beantworten, wer der Vater von Jahwe ist, der Vater des Gottes, der im AT beschrieben wird und der nun nach seiner Auslegung im NT selbst in verwandelter Form erschienen sei, denn dieser redet ständig von seinem Vater - Fehlanzeige.

Weiter argumentiert S.R., dass Jesus ewiges Leben gibt und deshalb Gott sein müsse. Dabei verschweigt er, dass Jesus bezeugte, dass er von seinem Vater dieses Leben erhalten habe (Joh 5,26, siehe auch weiter unten). Aber auch diese Bibelstelle würde seine "Jesus ist Gott-Lehre" über den Haufen werfen. Ebenso wie die Tatsache, dass dieser Menschensohn, auf den er mit Dan. 7 korrekt hinweist, seine Herrlichkeits- und Machtfülle verliehen bekam, also nicht per se innehatte (siehe 1.Tim 6,15-16. Gott ist hier der alleinige Machthaber, der zu seiner Zeit die Erscheinung des Herrn Jesus Christus zeigen wird.)

Nach der in diesem Artikel verwendeten "mitternacht'schen Logik" ist derjenige Jahwe, der lebendiges Wasser hat, somit also auch alle diejenigen, die an Jesus glauben wie die Schrift sagt?? siehe Joh 7,37-38, im Artikel zitiert.

Weitere Beweise für die Gottheit Jesu seien seine sieben Wunderzeichen, von denen Johannes berichtet (was Johannes damit wirklich beweisen wollte, sagte er selbst in Joh 20,30-31, siehe weiter oben). Der ultimative Beweis ist nach Rindlisbacher die Auferweckung des Lazarus. Damit müsste seiner Meinung nach auch der letzte erkennen, dass Jesus Gott ist.
Hierzu möchte ich nur zwei Verse aus dieser Begebenheit zitieren, die Jesu Stellung in Unterordnung unter seinen Gott und Vater verdeutlichen:

Martha sagte zu Jesus: ...und jetzt weiß ich, dass, was du von Gott bitten magst, Gott dir geben wird. (Joh 11,22)

Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörst; doch um der Volksmenge willen, die umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. (Joh 11,41-42)

Gibt es nun einen sendenden Gott und einen gesandten Gott?

Der Schlusssatz im Artikel ist im Grunde richtig, aber vom Kontext her irreführend, da Samuel Rindlisbacher Jesus Christus als den alleinigen Gott darstellt.

Dagegen sagt 1.Joh 5,11-12:

Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.

Dieser Sohn Gottes wird leider im gesamten Artikel verleugnet. Die Konsequenz hieraus beschreibt Roger Liebi ab Seite 12 in derselben Ausgabe und Johannes in seinen Briefen. (1.Joh 2,22; 4,2-3 und 2.Joh 7)

Nebenbei bemerkt: Im Eingangswort behauptet Peter Malgo, dass Jesus "sich für die Zeit Seines Menschseins Seiner Gottheit entäusserte, um ganz Mensch sein zu können." Wie soll er dann beweisen, dass er Gott ist, wenn er es zu dem Zeitpunkt nicht ist?