(Vortrag von Stephan Gerber bei der GOTT ist EINER-Konferenz am 23. Mai 2022)
Gottes Zeugnisse über den Herrn Jesus
In Gesprächen über die Trinitätslehre, aber auch allgemein in Gesprächen über den Glauben, geht es – und das zu Recht - sehr oft um Jesus Christus. Die Frage: „Wer ist Jesus?“ oder „Was ist Jesus?“ beschäftigt die Gemüter und erhitzt sie auch zuweilen. Schon lange wird von vielen Kanzeln verkündigt, dass Jesus Gott sei bzw. dass Gott Mensch wurde. Inzwischen hört man aber auch mehr und mehr, dass Gott für uns gestorben sei. Außerdem, so wird gerne behauptet, reicht der Tod eines Menschen nicht als Opfer für die ganze Menschheit.
Stimmt das (alles)? Welche Art von Wesen ist der Herr Jesus? Was sagt Gott dazu, was die Bibel insgesamt? Und welche Bedingungen müssen tatsächlich erfüllt sein, um alle Menschen erlösen zu können?
Soll man dazu nun Theologen oder vertrauenswürdige Prediger oder Christen fragen? Wer kann auf diese Fragen eine treffendere Antwort geben als Gott, der Schöpfer aller Dinge?
Darum soll es hier nun gehen, indem ich nicht allgemein die Aussagen in der Bibel hierzu zusammentrage, sondern allein die Zeugnisse Gottes über den Herrn Jesus Christus auf den Leuchter stellen möchte, denn Gott hat mehrfach Zeugnis gegeben über den Herrn Jesus. Am bekanntesten dürfte hierbei die Taufe Jesu sein und auf dem sogenannten Berg der Verklärung, wo jeweils die Stimme Gottes vom Himmel her erging: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“. Aber dazu komme ich später.
Darlegen möchte ich insgesamt vier Begebenheiten aus dem Alten Testament (AT) und zwei aus dem Neuen Testament (NT), bei denen Gott selbst und direkt geredet hat, und einmal indirekt:
- bei Adam und Eva
- zu Abraham
- zu Mose
- zu David
- im NT
Einsteigen möchte ich jedoch mit einem Vers zur Erbauung und einem weiteren zur Warnung:
…um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN hervorgeht, lebt der Mensch. (5.Mo 8,3; Mt 4,4)
Und zur Warnung:
Wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, das Gott über seinen Sohn bezeugt hat. (1.Joh 5,10)
Es ist demnach in zweierlei Hinsicht von Belang, aufmerksam auf das zu hören, was Gott sagt, denn erstens leben wir von seinem Wort / durch sein Wort, mehr als vom Brot. Zweitens machen wir Gott zum Lügner, wenn wir nicht an das Zeugnis glauben, das er über seinen Sohn bezeugt hat. Darum gilt es, genau hinzuhören, wenn Gott etwas sagt bzw. genau zu lesen, was in der Bibel geschrieben steht, was Gott (nicht nur über seinen Sohn) gesagt hat. Mitunter muss man eben auch in der Bibel unterscheiden, wer was gesagt hat, denn es dürfte im Grunde kaum Widerspruch dazu geben, dass das, was Gott gesagt hat, wichtiger ist als das, was z.B. Thomas gesagt hat.
Adam und Eva
Das erste klare Zeugnis Gottes über den Herrn Jesus finden wir meines Erachtens in 1.Mo 3,15, auch wenn dies im NT von den Aposteln nirgends erwähnt wird. Gott sagt zur Schlange:
Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.
Gott ist es, der Feindschaft setzt zwischen der Frau und der Schlange, ebenso zwischen beiden Nachkommen, wobei der Nachkomme der Frau der Schlange den Kopf zertreten wird. Nun sind zwar alle Menschen Nachkommen von Eva, hier aber ist von nur einem Nachkommen die Rede, welcher der Schlange den Kopf zertreten wird. Im NT wird das vielleicht am ehesten in Hebr 2,14 zum Ausdruck gebracht, indem von Jesus Christus geschrieben steht:
Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil gehabt, um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel.
Gibt es noch andere Stellen, die dies in ähnlicher Weise sagen? In Off 20,2 ist es jedenfalls ein Engel, der den Teufel / Satan / Drache / alte Schlange bindet für 1000 Jahre; und in Off 20,10 wird beschrieben, wie er in den Feuersee geworfen und von Ewigkeit zu Ewigkeit gepeinigt werden wird, zusammen mit dem Tier und dem falschen Propheten. Jesus wird dort jedoch nicht explizit genannt, dennoch schließe ich mich der allgemeinen Auslegung an, dass die Überwindung des Teufels auf Jesus zurückgeht.
Eine Frage, die mir erst kürzlich begegnete, lautet: Wer sind die Nachkommen der Schlange? Sind es die Dämonen? Die Bibel sagt das nicht. Allerdings sehen wir z.B. in Mt 3,7, dass Johannes der Täufer die Pharisäer und Sadduzäer als Otternbrut bezeichnet. Dasselbe tut der Herr Jesus in 12,34; und in 23,33 sagt er zu den Schriftgelehrten und Pharisäern: Schlangen! Otternbrut! Wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen? Dann sagt auch Paulus zu Bar Jesus / Elymas in Apg 13,10: Sohn des Teufels. Und schließlich erklärt der Herr Jesus das Gleichnis vom Unkraut im Acker, indem er sagt:
Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen, der Acker aber ist die Welt; der gute Same aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel. (Mt 13,37-39)
Und in Joh 8,44 sagt Jesus:
Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.
Diese Stelle finde ich besonders tragisch und zugleich eine Warnung an alle Gläubigen. Die Juden waren sich sicher, dass Abraham, ja sogar Gott, ihr Vater sei. Jesus aber sagt ihnen, dass der Teufel ihr Vater ist. Die Juden beriefen sich quasi auf ihre Heilsgewissheit als das auserwählte Volk, Jesus aber deckte ihren Irrtum in erschreckender Weise auf.
Aufgrund der genannten Stellen dürfte klar sein:
- Die Nachkommen von Eva sind Menschen
- die Nachkommen der Schlange sind ebenfalls Menschen.
Und Jesus? Kann man sagen, dass er ein Mensch ist? Damit tun sich – verständlicherweise – so viele Christen schwer. Aber was sagt dieses Zeugnis Gottes über den Herrn Jesus? Der Nachkomme der Frau wird der Schlange den Kopf zertreten! Also würde die Erlösung der Menschheit durch einen Menschen erfolgen, durch einen Nachkommen von Eva. Exakt dem entsprechend steht in 1.Tim 2,5 geschrieben:
Einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen: der Mensch Christus Jesus.
Entgegen aller menschlichen Theologie verheißt Gott, dass ein Nachkomme der Menschen - die soeben in Sünde gefallen waren und somit den Tod in die Welt brachten - der Schlange, den Kopf zertreten würde. Nicht ein übernatürliches Wesen, ein Wesen ohne die sogenannte Erbsünde, würde der Erlöser sein, sondern ein Nachkomme genau derjenigen Menschen, die in Sünde gefallen sind. (Nebenbei bemerkt: von Erbsünde ist in der Bibel keine Rede, das scheint mir vielmehr eine menschliche Lehre zu sein.) Also weder ein Himmelswesen noch Gott selbst würden zur Erlösung erscheinen, sondern ein Nachkomme von Sündern, ein Mensch.
Bereits hier stellt sich die Frage: Glauben wir Gott, was er gesagt hat, oder tun wir es der Schlange gleich und stellen Gottes Wort infrage: Hat Gott wirklich gesagt, dass ein Mensch der kommende Erlöser sein würde?
Abraham
Bei Abraham finden wir ein Zeugnis Gottes über seinen Nachkommen, welches dann im NT eindeutig auf den Herrn Jesus bezogen wird. Nachdem Gott zunächst im Allgemeinen von Abrahams Nachkommen sprach, ist im letzten Satz nur noch von einem die Rede, von dem Nachkommen (Samen).
Und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde dafür, dass du meiner Stimme gehorcht hast. (1. Mo 22,18)
Das geht m.E. aus dem Kontext in 1.Mo 22,18 in unseren Übersetzungen nicht deutlich hervor (wie das in den hebräischen Schriften ist, weiß ich nicht), aber in Gal 3,16 wird darauf großen Wert gelegt, indem es dort heißt:
Dem Abraham aber wurden die Verheißungen zugesagt und seiner Nachkommenschaft. Er spricht nicht: "und seinen Nachkommen" wie bei vielen, sondern wie bei einem: "und deinem Nachkommen", und der ist Christus.
Petrus bestätigt dies dem ganzen Volk im Tempel in Jerusalem nach der Heilung des Lahmgeborenen, indem er sagt:
Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott euren Vätern verordnet hat, als er zu Abraham sprach: "Und in deinem Samen werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde." Euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und ihn gesandt, euch zu segnen, indem er einen jeden von euch von seinen Bosheiten abwendet (Apg 3,25-26).
Offensichtlich ist mit „dem Samen Abrahams“ wieder nur der Knecht Gottes, Jesus Christus, gemeint, durch den / in dem alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.
Dieser Nachkomme Abrahams, von dem Gott zu ihm gesprochen hat, ist der Dreh- und Angelpunkt des Glaubens und der Verheißungen. Im Galaterbrief wird dies ausführlich dargelegt, besonders in Kapitel 3. Dort steht über die Gültigkeitsdauer des Gesetzes geschrieben in den Versen 19-20:
Was soll nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt - bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung galt -, angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht Mittler von einem; Gott aber ist nur einer.
Nebenbei bemerkt wird hier in Gal 3,20 mit großer Selbstverständlichkeit gesagt, dass Gott nur Einer ist, genauso wie in Röm 3,30.
Am Ende von Kapitel 3 (Gal 3,29) sehen wir auch noch einen Umkehrschluss:
Wenn ihr aber des Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft und nach Verheißung Erben.
Hierbei werden alle die, die dem Gesalbten (Jesus Christus) angehören, als Nachkommen Abrahams bezeichnet, was zur Folge hat, dass sie Teilhaber sind am Segen und Erbe Abrahams. Darauf werden wir beim Thema „Reich Gottes“ ausführlicher eingehen, jedoch soll es hier schon einmal erwähnt werden. Juden und Heiden werden also nur durch den Glauben an Jesus Christus zu Miterben der Verheißung, die Gott dem Abraham gegeben hat. Davon legt auch Eph 3 ein sehr schönes Zeugnis ab, was aber hier jetzt zu weit führen würde.
Doch zurück zum Hauptthema und wieder zur Frage: Glauben wir Gottes Zeugnis, dass Jesus ein Mensch ist, nämlich ein Nachkomme Abrahams, oder bilden wir uns ein, es besser zu wissen als Gott?
Zur Frage der Präexistenz (PE) sei hier angeführt: Gott selbst sagte, dass Jesus Abrahams Nachkomme sein würde, Jesus jedoch sagte, dass er ehe Abraham war (Joh 8,58). Vor oder nach Abraham? Das ist ganz kurz zusammengefasst die Frage nach der PE Jesu. Beides kann nicht zugleich wörtlich genommen werden, eine der beiden Aussagen muss anders gemeint sein. (Darauf gehe ich an anderer Stelle ein.)
Mose
Zu Mose hat Gott sehr intensiv und sehr oft geredet, jedoch fand ich bei ihm nur eine kurze Aussage zum kommenden Messias, die aber nicht weniger bedeutungsvoll ist und von Gott selbst stammt:
Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde. (5.Mo 18,18)
Weiter geht es in den Versen 19-20 mit: „Und es wird geschehen, der Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich Rechenschaft fordern.- Doch der Prophet, der sich vermessen sollte, in meinem Namen ein Wort zu reden, das ich ihm nicht befohlen habe zu reden, oder der im Namen anderer Götter reden wird: dieser Prophet muss sterben.“ Diese Worte sind eine Warnung vor Ungehorsam den Worten Jesu gegenüber und auch vor dem Missbrauch des Namens und des Wortes Gottes. Das sei allerdings nur am Rande erwähnt, darum geht es in unserem Thema eigentlich nicht.
Gott spricht zu Mose, dass ER einen Propheten, wie Mose einer ist, aus dem Volk Israel, aus seinen Brüdern, erwecken werde. Diese Worte werden im NT zweimal auf den Herrn Jesus angewandt, und zwar von Petrus und Stephanus:
Petrus sagte nach der Heilung des Lahmgeborenen:
Mose hat schon gesagt: "Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird! Es wird aber geschehen: jede Seele, die auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volk ausgerottet werden." (Apg 3,22-23)
Und Stephanus sagte:
Das ist der Mose, der zu den Söhnen Israels sprach: "Einen Propheten wie mich wird euch Gott aus euren Brüdern erwecken." (Apg 7,37)
Genau genommen zitieren beide nicht 5.Mo 18,18 und 19, sondern die Verse 15+19, aber das ändert nichts am Inhalt, denn Mose gibt das wieder, was Gott zu ihm gesagt hat und somit über den Herrn Jesus bezeugt hat:
Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde. (5.Mo 18,18)
Dies ist wieder eine im Grunde klare Aussage über die Herkunft und über das Wesen des Herrn Jesus: Wie Mose, aus seinen Brüdern erweckt, also ein Mensch, aber von Gott ausgestattet mit Wort und Geist.
Einige der Aussagen möchte ich gerne nochmals einzeln auflisten und mit knappen Worten und jeweils einer Parallelstelle darauf eingehen
„Einen Propheten wie dich“
Mose war der Mittler des ersten Bundes, Jesus der Bürge des neuen und besseren Bundes (Heb 7,22)
„meine Worte in seinen Mund legen“
Johannes der Täufer bezeugte von Jesus, was auch Jesus selbst von sich sagte: „Denn der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes“ (Joh 3,34)
„er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde“
Jesus sagte: Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll; und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat. (Joh 12,49f)
„aus euren Brüdern“
…wie Mose es auch war.
Der erste Satz im NT lautet: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Mt 1,1)
Auch hier stellt sich vielleicht die Frage, ob man Gottes Zeugnis in vollem Umfang glaubt, dass Jesus tatsächlich ein Sohn Davids und Abrahams ist und somit wirklich aus der Mitte seiner Brüder erweckt wurde, oder ob man das nur eingeschränkt für bestimmte Aspekte Jesu glaubt? Wir tun sicher gut daran, Gott voll und ganz zu glauben.
Abraham haben wir zuvor betrachtet, zu David kommen wir nun.
David
David ist nicht nur im AT eine herausragende Person, sondern auch im NT. In beiden Teilen wird er „ein Mann nach dem Herzen Gottes“ genannt (1.Sam 13,14 u Apg 13,22) und auch sonst ist viel von ihm die Rede. Er war der zweite König Israels, von Gott erwählt und von Samuel im Auftrag Gottes gesalbt. Viele Psalmen stammen von ihm, gefüllt sowohl mit hohem Lob als auch mit Klage, Vertrauen, Erkenntnis usw. Darüber hinaus war David ein Prophet, was z.B. in Psalm2, 16, 22 und 110 deutlich wird und u.a. die Pfingstpredigt bestätigt.
David hatte schon früh in seiner Zeit als König den Wunsch im Herzen für Gott ein Haus zu bauen, wie in 2.Sam 7,12ff und 1.Chr 17,13ff berichtet wird. Die Antwort Gottes darauf durch den Propheten Natan ist bemerkenswert:
Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern gelegt hast, dann werde ich deinen Nachkommen, der aus deinem Leib kommt, nach dir aufstehen lassen und werde sein Königtum festigen. Der wird meinem Namen ein Haus bauen. Und ich werde den Thron seines Königtums festigen für ewig. Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein. (2.Sam 7,12-14)
Hier stellt sich durchaus die Frage, wer in dieser Verheißung gemeint ist, Salomo oder Jesus? 1.Chr 22,10 legt nahe, dass Salomo damit gemeint sei (der soll meinem Namen ein Haus bauen), nach Heb 1,5 ist es jedoch Jesus. Diese Mehrdeutigkeit bzw. Unklarheit scheint mir nicht ungewöhnlich zu sein in der biblischen Prophetie. Betrachten wir z.B. Psalm16 für sich allein (Du wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe), würde man wohl kaum auf die Idee kommen, dass irgendjemand anderer außer David damit gemeint ist, jedoch erklären Apg 2,29-31 und 13,35-37 den Sachverhalt anders:
Petrus legt in der Pfingstpredigt dar:
Ihr Brüder, es sei erlaubt, mit Freimütigkeit zu euch zu reden über den Patriarchen David, dass er gestorben und begraben und sein Grab bis auf diesen Tag unter uns ist. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er weder im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat. (Apg 2,29-31)
Und Paulus erklärt in der Synagoge in Antiochien:
Deshalb sagt er auch an einer anderen Stelle: "Du wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe." Denn David freilich entschlief, nachdem er seinem Geschlecht nach dem Willen Gottes gedient hatte, und wurde zu seinen Vätern versammelt und sah die Verwesung. Der aber, den Gott auferweckt hat, sah die Verwesung nicht (Apg 13,35-37)
So ist in vorgenannten Stellen in 2.Sam 7 und 1.Chr 17 vordergründig zwar von Salomo die Rede, aber das ewige Königtum hat Gott für den Herrn Jesus bereitet und wird es ihm auch zuteilwerden lassen. Darüber reden wir, wenn wir vom Reich Gottes sprechen.
Von Mose ist im NT zwar auch sehr oft die Rede, aber in der Regel bzgl. seines Gesetzes, von David hingegen hauptsächlich bzgl. des Königtums und seines Nachkommens / Sohnes, der in Ewigkeit auf seinem Thron sitzen wird: Jesus Christus. So kündigte es der Engel Gabriel an vor der Geburt Jesu, dass Gott, der Herr, ihm den Thron seines Vaters David geben wird und er über das Haus Jakobs herrschen wird in Ewigkeit und seines Königtums wird kein Ende sein (Lk 1,32-33). Außerdem wird der Herr Jesus in NT sehr oft „Sohn Davids“ genannt, besonders in den Evangelien.
Gottes Zeugnis an David über den Herrn Jesus finden wir also an verschiedenen Stellen im AT und zusammengefasst im NT, in zuvor genannter Stelle Apg 2,30:
Da David nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen …
Das ist Gottes Zeugnis über den Herrn Jesus, das er David gegeben hat. Es war kein „Schau‘n wir mal …“ oder „hoffentlich wird was draus“, sondern Gott hat mit einem Eid geschworen, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen.
Dieser Schwur / Eid findet sich in Psalm89,4-5:
Einen Bund habe ich mit meinem Auserwählten geschlossen, habe David, meinem Knecht, geschworen: "Bis in Ewigkeit will ich deiner Nachkommenschaft Bestand geben und für alle Geschlechter bauen deinen Thron".
Und es gibt noch mehr, was der HERR (JHWH) über Davids Herrn gesagt hat. Psalm 110 ist ein ausdrücklich „messianischer Psalm“ und Vers 1 daraus wird öfter als jede andere AT-Stelle im NT zitiert (wie ich gehört habe über 20 Mal). Er lautet:
Spruch des HERRN für meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße!
Auch hier spricht Gott zu David und durch David über den Herrn Jesus (Spruch des HERRN für meinen Herrn). Am Rande sei erwähnt, dass in Bibel-Übersetzungen, in denen im Alten Testament HERR (in Großbuchstaben) steht, ursprünglich der Name Gottes, JHWH, stand. Somit lässt sich heute noch erkennen, dass der Name Gottes etwa 7.000 Mal im AT vorkam. Im Hebräischen steht an diesen Stellen gewöhnlich „Adonai“, was ausschließlich für JHWH gebraucht wird (manchmal auch HaSchem = der Name), während für menschliche Herren „Adoni“ geschrieben wird. So ist auch dort der Unterschied erkennbar. Im Griechischen hingegen ist das leider nicht mehr so, denn da wird hier wie dort Kyrios geschrieben, sowohl im AT (LXX) als auch im NT.
Mit diesem Wissen im Hintergrund ist Gottes Zeugnis über den Herrn Jesus gut erkennbar: JHWH sprach zu Davids Herrn: „Setze Dich zu meiner Rechten…“. Und das finden wir im NT sehr oft, diese Beschreibung, dass der Herr Jesus nun zur Rechten Gottes sitzt. Sucht man nach dem Begriff „Zur Rechten des Vaters“, sucht man vergeblich, jedoch „zur Rechten Gottes“ kommt oft vor. Im Grunde ist das ja kein Unterschied, aber gerade in Bezug auf die Trinitätslehre ist es von großer Bedeutung, denn da Jesus zur Rechten Gottes sitzt, kann es nicht Gott sein, ohne dass man zwei Götter hat. Das Zeugnis der Bibel ist auch hierin erfreulicherweise voller Klarheit.
Es lohnt sich, auch die anderen Verse von Psalm 110 genauer zu betrachten, denn sie sind voller Vorhersagen auf den Herrn Jesus Christus – auch dies ist eher Thema beim Reich Gottes.
Zurück zu 2.Sam 7,14 und 1.Chr 17,13:
Dort sagt Gott über den Nachkommen Davids, der in Ewigkeit König sein wird, dass Gott selbst sein Vater sein wird, und dass dieser Nachkomme Davids schließlich Gottes Sohn sein wird. Dies wurde prophetisch in Psalm2,7 dargelegt:
Lasst mich die Anordnung des HERRN bekanntgeben! Er hat zu mir gesprochen: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.“
Gottes Zeugnis über Jesus Christus lautet hier: „Mein Sohn bist Du, ich habe dich heute gezeugt“. Wann geschah das, wann wurde Jesus gezeugt? Manche behaupten, diese Zeugung sei bei der Taufe Jesu zu sehen, weil auch dort dieses Zeugnis aus dem Himmel kam. Andere sagen, die Zeugung fand vor aller Zeit statt. Wieder andere sagen, dies sei ein immerwährendes Geschehen. Die Bibel aber sagt, dies geschah durch Gottes Geist in Maria. Ein anderes Zeugnis von der Zeugung Jesu kennt die Bibel nicht, somit sind alle anderen Behauptungen offensichtlich Menschenwerk.
Hin und wieder liest oder hört man im Internet Darlegungen, die sich alle Mühe geben, diesen Psalm als sogenannten Königs-Psalm, jedoch nicht als Prophetie auf den Herrn Jesus zu interpretieren. Ich frage mich, ob diese Männer nur selektiv die Bibel lesen, denn in Apg 13,23, Heb 1,5 und Heb 5,5 wird genau dieser Vers eindeutig auf den Herrn Jesus bezogen. Zudem findet sich keinerlei Beleg in der gesamten Bibel, dass mit diesem Psalm irgendwelche Könige Israels gemeint seien.
Nicht nur diese drei Stellen, sondern auch Apg 4,24-30 macht deutlich, dass es sich hierbei um prophetisches Reden auf Jesus hin handelt. Die ganze Gemeinde in Jerusalem betete. Und ich finde dieses Gebet in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich, weshalb ich es hier gerne ganz wiedergebe:
Herrscher, du, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist; der du durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters, deines Knechtes David, gesagt hast: "Warum tobten die Nationen und sannen Eitles die Völker? Die Könige der Erde standen auf und die Fürsten versammelten sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten" (Psalm2,1). Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss vorherbestimmt hat, dass es geschehen sollte. Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden; indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.
In Psalm 2,1 wird der Herr Jesus als „Gesalbter des Herrn“ beschrieben, und in Vers 7 als der Sohn Gottes. Beides ist die Hauptaussage in den Zeugnissen Gottes und auch der Apostel des Herrn Jesus, die wir im NT finden, wie wir im Folgenden sehen werden.
an die Jünger
Als letzten Bereich möchte ich einige Stellen im NT aufzeigen, in denen Gott Zeugnis abgelegt hat über den Herrn Jesus vor den Aposteln / Jüngern. Dabei geht es im Grunde um zwei offensichtliche Ereignisse und des Weiteren um eine Offenbarung, welche nach Jesu Worten direkt von Gott kam.
Zuerst bei der Taufe Jesu (Mt 3,17; Mk 1,11; Lk 3,22)
Und siehe, eine Stimme kommt aus den Himmeln, welche spricht: Dieser ist (Mk: Du bist…) mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
Und auf dem Berg der Verklärung (Mt 17,5; Mk 9,7; Lk 9,35)
…eine Stimme kam aus der Wolke, welche sprach: Dieser ist mein geliebter (Lk: auserwählter) Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Ihn hört!
Auf letzteres nimmt Petrus Bezug in seinem zweiten Brief und nennt dieses Geschehen den Beleg dafür, dass die Apostel nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt sind, sondern sie waren Augenzeugen der herrlichen Größe des Herrn Jesus.
Er schreibt:
Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der erhabenen Herrlichkeit eine solche Stimme erging: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe." Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. (2.Pet 1,17-18)
Eine weitere Begebenheit in Form einer Offenbarung findet sich in Mt 16. Dort stellt Jesus diese Frage selbst, die ich eingangs erwähnte: Wer ist Jesus? (Er fragte natürlich mit anderen Worten, aber im Grunde dasselbe) Zuerst wollte er von den Jüngern hören, was die Leute über ihn sagen, dann aber fragte er sie ganz persönlich: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Als wäre es nun äußerst wichtig, hierauf die richtige Antwort zu geben, gibt Gott sie selbst, durch Petrus:
Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Das war nicht die subjektive Meinung von Petrus, wie wir daraufhin von Jesus erfahren:
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona (Sohn des Jona); denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.
Das ist also Gottes Antwort auf die Frage: „Wer ist Jesus?“
Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Diese Antwort Gottes sollten wir uns zu eigen machen, sie uns fest einprägen und in Gesprächen betonen. Diese Antwort sollte uns zudem genügen, denn Gott hat nichts hinzugefügt. Jesus ist der Christus (= der Messias, der Gesalbte, er von Gott Bevollmächtigte); und er ist der Sohn des lebendigen Gottes (nicht „Gott, der Sohn“ oder der „fleischgewordene Gott“ oder etwas Ähnliches).
Gottes Zeugnis über den Herrn Jesus bei allen drei Ereignissen, die an insgesamt acht Stellen im NT genannt werden, lautet immer gleich: Dies ist mein geliebter Sohn / der Sohn des lebendigen Gottes.
Jesus selbst sagte von sich, dass er ein Mensch ist, der uns die Wahrheit sagt, die er von Gott gehört hat (Joh 8,40). In 1.Kor 15,21 steht: „denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten“; und in 1.Tim 2,5 wird die Wahrheit, welche nach Gottes Willen alle Menschen erkennen sollen, beschrieben mit den Worten: „Einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus.“ Zudem steht in Hebr 2,11 geschrieben: „Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem; aus diesem Grund schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen.“
Obwohl sich dies auch noch an anderen Stellen findet, hat jedoch niemals einer der Apostel oder sogar die Brüder des Herrn den Herrn Jesus Bruder genannt, obwohl es logisch gewesen wäre. Der Anfang der Briefe von Jakobus und Judas sind hiervon Zeugnisse, ebenso die Briefanfänge der Paulusbriefe, und auch sonst wird Jesus im NT nach seiner Auferstehung fast immer Herr genannt. Er selbst sagte zu seinen Jüngern nach der Fußwaschung in Joh 13,13: Ihr nennt mich Lehrer und Herr; und ihr sagt recht, denn ich bin es. Daran sollten auch wir uns halten und Jesus somit den Herrn nennen, denn dadurch bekommt er die Ehre, die ihm gebührt und Gott, der Vater, wird somit ebenfalls geehrt, wie Phil 2,9-10 zeigt:
… damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Was aber ist, wenn man nicht in aller Klarheit und Schlichtheit glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Wenn man meint, dem etwas hinzufügen zu müssen, was so nicht geschrieben steht und dadurch ein anderes Zeugnis über den Herrn Jesus entsteht? Das ist tragisch, denn:
Wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, das Gott über seinen Sohn bezeugt hat. (1.Joh 5,10)
Es ist also elementar wichtig, an dem festzuhalten, was Gott über den Herrn Jesus bezeugt hat.
Zusammenfassung
Gott hat von Anfang an gesprochen, ja sogar durch sein Wort alle Dinge ins Dasein gerufen. Er hat durch die ganze Bibel hindurch selbst Zeugnis abgelegt über den Herrn Jesus, zuerst bei Adam und Eva, dann bei Abraham, Mose und David, und zuletzt auch im NT. Darüber hinaus hat er über den kommenden Messias sehr viel durch die Propheten verkündigen lassen, was wir jetzt nicht betrachtet haben. Allein das, was Gott selbst gesagt hat, sollte hier Thema sein. Und diese Zeugnisse Gottes sind allesamt in sich widerspruchsfrei: Jesus ist der Nachkomme von den zuvor Genannten, also ein Mensch. Nicht ein himmlisches Wesen oder gar Gott selbst, sondern ein Nachkomme von sündigen Menschen. Dieser würde der Schlange / dem Teufel den Kopf zertreten.
Die Frage dabei ist nun, ob wir, wie die Schlange, Gottes Reden infrage stellen (hat Gott wirklich gesagt ein Nachkomme?), oder ob wir tatsächlich Gott glauben, dass ein Nachkomme der Frau der Erlöser für alle Menschen sein werde.
Der Schwerpunkt in der Lehre der Apostel lag m.E. in der Verkündigung, dass Jesus der Christus ist (Messias, Gesalbter) und der Erlöser/Heiland aller Menschen. Besonders die Predigten in der Apostelgeschichte sind hierzu eine wahre Fundgrube. Die Apostel haben den Herrn Jesus darin durchweg als Nachkomme Abrahams und Davids, als einen Propheten wie Mose aus der Mitte des Volkes, dargestellt. Niemals jedoch haben sie den Herrn Jesus als Gott selbst oder als einen weiteren Gott neben seinem Vater, auch nicht als Teil der Gottheit oder zweite Person Gottes und in ähnlichen Begriffen gepredigt, von denen die Trinitätslehre / Dreieinigkeitslehre nur so strotzt.
Ich halte es für sehr bedenklich, ja sogar für falsch, wenn man seine „Theologie und Christologie“, also seine Lehre von Gott und Jesus, nicht allein mit biblischen Begriffen auszudrücken vermag. In der Bibel wird keinerlei Hinweis erkennbar, dass unsere Sprache zu ungenügend wäre, Gott und Jesus zu beschreiben. Die Probleme entstanden erst und griffen um sich wie ein Krebsgeschwür, als man die biblische Lehre verlassen und dagegen versucht hat, seine eigenen Überlegungen, verknüpft mit politischen Zielen, in die Bibel „hineinzulesen“.
Ich halte es für sehr wichtig, dass wir uns beim Reden über den Herrn Jesus vor allem an den Zeugnissen Gottes und der Apostel unseres Herrn Jesus Christus orientieren, ja sogar unser Reden auf dieses biblische Vokabular begrenzen.
Jesus ist der Sohn und der Christus Gottes, er ist der Sohn Davids und Abrahams.
Der Mensch Jesus Christus ist der Retter und Herr, den Gott von Anfang an verheißen hat.
So war am Anfang das Wort.